english:

The Berlin-based artist Kurt von Bley (born 1976 in Poland) creates work with focus on the theme of „Identity“: the search and loss thereof.

He prefers to express his thoughts and inner images through three-dimensional representation. He works with old family photos, which he transforms in his various artistic processes into objects using also household items and objets trouvés, which are alienated and detached from their original function and origin.

His preference to work in 3-D and to create tangible objects is possibly stirred by his own search for identity, the longing for this „something“ tangible to be utterly reachable and in front of him.

In addition to his 3-D works and installations, photographic pieces form a large portion of von Bley’s body of work. Here, many of the photos come from the private family photo albums. These are then changed and manipulated through the use of various techniques, including collage-like assemblage of various pictorial elements, sewing and embroidering over the photos, pasting, marking, or treating them with wax. This detaches the photographs from their two-dimensionality and transforms them into sculptural, object-like structures.

Sawing and embroidery – culturally and historically activities, under the collective term „handicrafts,“ associated with women – play a central role in this transformative process of his photos and negatives.  In these „stitched“ works, Kurt von Bley achieves visual results that are different in connotations and content from their „traditional“ interpretation.

The tedious attempt to create an identity interests Kurt von Bley as much as the question of how stable such a newly created identity can be. This painful search for it, is reflected in the stitched pictures, in which the faces are masked, altered or even completely concealed, but must somehow be patched up…

The motive of being a stranger in an ethnically homogenous environment, run like  (red) thread through much of his works… Likely steming from his own biography (born into a family of German descend in Upper Silesia – a formerly German region which belongs to Poland since 1945), resulting in the lack of „having a voice“ and being alienated and anonymous.

 

german:

Der in Berlin lebende Künstler Kurt von Bley (geb. 1976 in Polen) setzt sich in seinen Arbeiten intensiv mit dem Thema ‚Identität’, die Suche nach ihr und deren Verlust auseinander.

Um seine Gedanken und inneren Bilder auszudrücken, bevorzugt er grundsätzlich die dreidimensionale Darstellung. So arbeitet er mit objets trouvés, alten (Familien-) Fotos, die im künstlerischen Prozess in Objekte transformiert werden, sowie Gebrauchs- und Verbrauchsgegenständen, die ihrer ursprünglichen Funktion beraubt und so entfremdet werden.

Seine Präferenz, dreidimensional zu arbeiten und faktisch Greifbares zu erschaffen, rührt möglicherweise von seiner eigenen Suche nach Identität, von dem Verlangen, dieses immaterielle Etwas am liebsten haptisch, ganz und gar greifbar vor sich zu haben.

Neben Objekten und installativen Arbeiten bildet das fotografische Oeuvre eines der Haupt-Genres von Bleys. Die hierfür verwendeten Fotos stammen überwiegend aus dem privaten Familienarchiv. Diese werden ausschließlich manuell unter Anwendung verschiedener Techniken verändert und manipuliert. Sei es durch an eine Collage erinnernde Technik des Zusammenfügens von unterschiedlichem Bildmaterial, das Nähen auf und Besticken von Fotos, das Bekleben, Beschriften oder Bemalen von Bildteilen oder das Behandeln mit Wachs. Die fotografischen Vorlagen verlassen meistens die Zweidimensionalität und werden in plastische, fast schon objekthafte Gebilde transformiert.

Eine zentrale Rolle in diesem Transformationsprozess spielt das Nähen bzw. Besticken von Fotografien (eingeschlossen Dia-Negativen) – Tätigkeiten, die unter dem Sammelbegriff Handarbeiten kulturgeschichtlich gemeinhin eher dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden. In seinen ‚genähten’ Arbeiten bedient sich Kurt von Bley dieser Techniken, um visuelle Resultate zu erzielen, die inhaltlich unterschiedlich konnotiert und interpretierbar sind.

Der mühsame Versuch, sich eine Identität zu erschaffen, interessiert Kurt von Bley genauso wie die Frage, wie stabil eine solche neu kreierte Identität sein kann. So erinnern die gestickten Bilder, in denen die Gesichter oft maskiert, verändert oder gar ganz versteckt werden, an eine schmerzhafte Suche nach Identität, die ‚zusammengeflickt’ werden muss. Das Motiv des Fremd-Seins in einer ethnisch-homogenen Umgebung, das ihm selbst aufgrund seiner Biographie (geboren in einer deutschstämmigen Familie in Oberschlesien, das seit 1945 zu Polen gehört) vertraut sein dürfte, des Keine-Stimme-Habens und der daraus oft resultierenden Anonymität und Alienation ziehen sich wie ein (roter) Faden nicht nur im übertragenen Sinne durch viele seiner Arbeiten.